Cape Fear (US 1991)

Die eigentlich recht gradlinige Bedrohungs-Thriller-Konstruktion schien für einen Scorsese irgendwie eine Nummer zu klein und zu gewöhnlich zu sein. Also überlud er sie gehörig mit einem fast übernatürlich unaufhaltsam erscheinenden DeNiro-Racheteufel, vielen Bibelzitaten, einem massiven Schuldkomplex für den nominell die "gute" Rolle einnehmenden Anwalt, einer guten Prise Familiendysfunktionalität, und einem apokalyptischen Finale. Das Ganze wirkt damit leider etwas überfrachtet und oft plakativ, ist aber dank der starken Schauspieler (neben De Niro sticht noch die junge Juliette Lewis hervor, in einer zwischendurch etwas fragwürdig geschriebenen Rolle, die aber dann noch die Kurve kriegt) und sauberen Inszenierung ungemein effektiv.

So ganz kann ich den moderner-Klassiker-Status nicht unterschreiben, dafür blieb Scorsese etwas zu unentschlossen zwischen "Mainstream-Thriller für die Studiobosse abliefern"-Modus und dem Hang zu Größerem. 7 Punkte aber mehr als locker.

(Apropos "modern": zwischen dieser Ausgabe und dem Kommentar sind jetzt auch schon mehr Jahre vergangen als zwischen Original und Remake...)

Nach einiger Zeit mal wieder angeschaut und ich muss mal wieder sagen, Nolte und De Niro sind Fantastisch.

Viele Story-Elemente haben mich immer wieder an Peckinpah's "Straw Dogs" erinnert.
=kleiner Spoiler= Beide Familien ziehen sich in ihr Haus zurück und barrikadieren sich ein.
Der Mann in der Beziehung ist in beiden Fällen eher der schwächere Part. =/Spoiler=

An die Figur die De Niro hier spielt, muss ich jedes mal denken wenn ich Derek Vinyard (Norton) in "American History X" sehe.
Sowie Optisch als ihre Motivation betreffend.
Leider bleibt vieles zu eben diesem Charakter Max Cady im unklaren und einige seiner Handlungen wirken zu konstruiert. =Spoiler= Er schnallt sich unters Familien Auto und krabbelt anschliessend einfach hervor. Das zeigt zwar das er keine Grenzen kennt, aber ich kann mich bei der Szene jedesmal nur wegschmeissen. =/Spoiler=

Generell funktioniert das ganze aber dennoch ganz gut, zumindest bis zum Finale denn das gefällt mir selbst nach Jahren noch nicht.
Aber gerade weil De Niro & Nolte eine so tolle Leistung abliefern, macht es immer wieder Spaß sich den Streifen anzuschauen.

Der grundsätzliche Fehler der mich, an diesem eigentlich ziemlich gut gemachten Thriller, am meisten störte, war die Tatsache, das ich fast gar kein Mitgefühl für das "Opfer" Nick Nolte und dessen Familie entwickeln konnte. Diese spielen und handeln so derart unsympathisch, das man De Niros Psychopathen fast schon mehr ins Herz schließt als es eigentlich wohl gedacht war. Objektivität hin oder her, ist das für einen Thriller dieser Art eher abträglich. Außerdem erzählt Scorsese die Vorgeschichte innerhalb weniger Minuten so schnell, das der Rest des Filmes eher schleppend vorangeht, da sich die Psycho-Spielchen irgendwann immer im Kreis drehen. Nichtsdestotrotz aber ein ganz netter Vertreter seines Genres, bei dem ich aber immer das Gefühl haben werde, das Scorsese nicht wirklich für die eher kleineren Geschichten geeignet ist. Jedenfalls diese hier nicht...

Ein richtig guter Film mit einen richtig schrecklich gutem Robert de Niro. Ich finde der Film setz die Geschichte des Orginals (Ein Köder für die Bestie) schön in die 90er Jahre um. Wobei das Orginal trotzdem fieser wirkt.

Zwar spannend aber nicht halb so gut wie das Original