Fresh (US 2022)

"Fresh" beginnt zunächst recht trivial – ein harmloses Date, das schnell zum Albtraum wird. Doch dieser Einstieg dient als notwendiger Prolog, der den Zuschauer geschickt auf die eigentliche Handlung vorbereitet und unsere Protagonisten in den Hauptplot verfrachtet.
Der Titel des Films ist dabei Programm: Fresh bringt frischen Wind in das Thriller-Genre, ohne dabei zu sehr in die typischen Klischees abzurutschen. Die Handlung bleibt unkonventionell und bietet überraschende Wendungen, die für kurzweilige, packende Unterhaltung sorgen.
Sebastian Stan brilliert in der Rolle des Psychopathen, dessen Performance Erinnerungen an Patrick Bateman (American Psycho) oder Joe Goldberg (You) weckt. Obwohl sein Charakter etwas weniger unheimlich und verrückt interpretiert wird als es Christian Bale getan hat, überzeugt Stan dennoch als faszinierender Bösewicht, der die Spannung konsequent hochhält und stets unzurechnungsfähig verbleibt.

Fazit: Ein echter Geheimtipp für Fans von modernen psychologischen Thrillern und sich für die genannten Psychopathen-Figuren begeistern können.

KOMMENTAR MIT EINDEUTIGEN SPOILERN
Die Spoilerwarnung kommt diesmal nicht von ungefähr, da man bei "Fresh" wirklich komplett unvorbelastet an die Sache herangehen sollte. Denn auch wenn die dicke Wendung des Films, nach einer halben Stunde, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr komplett überraschend kommen sollte, so ist der Impact trotzdem immer noch gut genug um einem Schauer über den Rücken jagen zu lassen.
Ab hier bekommt der Zuschauer dann einen richtig schön fies-arroganten Sebastian Stan als bösen Kannibalen-Metzgermeister zu sehen, der mit der sympathisch-unschuldigen Daisy Edgar-Jones sein perfides Spiel treibt. Hier erschafft Regisseurin Mimi Cave, in ihrem Feature-Film-Debut, wirklich eine richtig schön creepy Stimmung, und zieht aus dem Menschenfresser-Thema wirklich ein paar richtig schön-schaurig neue Ansätze.
Leider hat man dann aber ein bißchen geschludert, wenn es um die Aufteilung der jeweiligen Filmteile geht. Der Mittelteil, also wenn Opfer Noa sich langsam das Vertrauen ihres Peinigers erschleicht, zieht sich eindeutig zu lange hin, wobei durch die Länge der Zuschauer wirklich immer gespannter wird, wann Noa endlich explodiert, und ihre Flucht/Rachepläne letzten Endes durchsetzen will. Doch entgegen des langgezogenen Aufbaus, ist dann der Schluß dann schon wieder viel zu kurz geraten. Hier hätte ich mir noch etwas Nachspiel gewünscht. Gerne hätte ich noch die Polizei Ermittlungen in Kurzform erlebt, oder wie es Noa und ihren Freunden danach so erging.
Trotzdem ist "Fresh" ein richtig guter Horror-Thriller geworden, der mehr durch seine unbehagliche Thematik punktet, als durch puren Horror. "Frisch" würde ich ihn nicht nennen, aber eindeutig ein sehenswertes Stück Grusel-Kino, obwohl die Zusammensetzung am Ende doch etwas unbefriedigend war...