Only Lovers Left Alive (UK 2013)

Jim Jarmusch legt wieder einmal einen seiner dialoglastigen, ruhigen Bestandsaufnahmen der ungewöhnlichen Art vor. Diesmal erzählt er die Geschichte der melancholischen Vampire Adam und Eve und deren Wiedertreffen nach langer Trennung.
Wieder spielen bei Herrn Jarmusch die Figuren, die Atmosphäre und die Musik die Hauptrollen, wenn er seine sehr ruhige Geschichte erzählt. Dabei hat er zwar bei seinen bisherigen Werken noch nie einen besonders großen Schwerpunkt auf einen konkreten roten Faden oder einen steigenden Spannungsaufbau gelegt, doch bei "Only Lovers Left Alive" fällt dieser Punkt doch ein bißchen schwerer ins Gewicht. Denn spätestens nach einer Stunde, wenn alle Figuren etabliert sind und der Status Quo geklärt, hätte ich mir schon mal ein ungefähres Ziel gewünscht, auf das die Geschichte versucht abzuzielen. Das hätte auch nicht riesengroß, oder plump wirken müssen, z. B. in seinem Film "Dead Man" gelingt Jarmusch eben dieses Kunststück aus grober Grundstory und trotzdem toller Atmosphäre, würde dem Interesse am weiteren Storyverlauf jedoch guttun. Hier allerdings dümpelt die Geschichte nach ca. 60 Minuten nur noch langsam dem Ende entgegen, und wird nur noch durch die Ankunft von Unruhestifertin Ava, flotter aber zu kurz vorangetrieben.
"Only Lovers Left Alive" ist ein typischer Jim Jarmusch Film. Ruhig, atmosphärisch, und toll gespielt zieht er seine Fans wieder in seine eigene, eher unspektakuläre Filmwelt. Ein Mainstream-Publikum wird sich definitiv zu sehr gelangweilt durch 2 Stunden Vampir-Melancholie quälen, und auch für mich nicht sein stärkster Film. Jedoch Arthouse-Kino-Fans und Liebhaber der bisherigen Werke von Regisseur Jarmusch, finden erneut einen Film der gleichen, hochwertigen Machart seines Regisseurs und Autors in Personalunion wieder...

Herrliche Bilder, eine ruhige, fast meditative Stimmung. Es ist ein Hammerfilm, der nur durch seine Musik getopt wird.

Swinton und Hiddleston spielen ein Vampirpaar, das einen wirklich gelungenen Gegenentwurf zu den Glitzervampiren der letzten Zeit darstellt: alles andere als perfekt, verletzlich, allzu menschlich im Grunde. Die wunderbar ätherische Tilda Swinton (Eve) ist die mit den Jahrhunderten weise und milde gewordene. Hiddleston (Adam) als sensibler Künstler und Naturwissenschaftsfetischist hadert mit dem, was aus der Welt - dank der Menschen - geworden ist, er ist durch und durch weltenmüde und kulturpessimistisch. Die Jahrhunderte haben den beiden einen Bildungsvorsprung gegeben, der zumindest den zur Schwermut neigenden Adam der heutigen Welt komplett entfremdet. Und dann ist da auch noch die nervige Ava, die Schwester von Eve, die aus den Jahrhunderten nichts gelernt zu haben scheint und rücksichtslos das Leben der beiden anderen durcheinanderbringt.
Jim Jarmusch komponiert mit "only lovers" ein hypnotisches, und romantisches Stimmungsbild und lässt seine Liebenden in der Vergangenheit schwelgen und mit der Gegenwart hadern. Was ihnen bleibt, ist die Erinnerung, das Gegenüber und die Liebe. Drei weitere Hauptrollen spielen, neben Adam und Eve, das wunderschön zerfallende Detroit,die wie immer bei Jarmusch, mit viel Bedacht gewählte Musik und der Humor.

Noch'n Vampir-Film: Alles schon mal da gewesen, Detroit geht auch den Bach runter, Teenager machen was sie wollen... Schon blöd, unsterblich zu sein, wenn früher alles besser war. Tilda Swinton ist allerdings sehr beeindruckend.
Ich freue mich schon auf Vampire Academy.